DIE WAFFEN NIEDER!
Sonnis Statement zum Krieg in der Ukraine
...und möglicherweise auch bald bei uns
24. November 2022
Schon seit Jahren lege ich regelmäßig meinen Finger in gesellschaftliche Wunden und warne vor Gefahren: Vor Hass gegen Andersdenkende, vor ungerechten globalen Strukturen, datensammelnden Tech-Konzernen, Druck und Manipulation durch Soziale Medien etc.
Doch noch nie habe ich eine so große Dringlichkeit in mir gespürt: Wir stehen am Rande eines 3. Weltkriegs, und ich möchte warnen, warnen, warnen!
Ich sehe, wie Deutschland - und mit ihm ganz Europa - auf einen großen Krieg zutaumelt. Und es bringt überhaupt nichts, wenn wir nur mit dem Finger auf Putin zeigen, denn die Reaktionen des Westens eskalieren diesen Konflikt genau so.
Christopher Clarke nannte sein Buch über den Beginn des 1. Weltkrieges „Die Schlafwandler“. Diese passende Metapher erkenne ich heut wieder: Wie Schlafwandler erkennen unsere Politiker*innen derzeit nicht, auf welchem Minenfeld sie spazieren, und führen Handlungen durch, die in einem Traum vielleicht funktionieren, in der realen Welt um uns herum jedoch für desaströse Schäden sorgen.
Wir müssen uns dringend auf die Grundsätze zurückbesinnen, die wir durch Elend, Zerstörung und Not in zwei Weltkriegen bitter gelernt haben: „Die Waffen nieder! Nie wieder Krieg!“
Wenn wir dies jetzt nicht tun, werden wir unverweigerlich in einen dritten schliddern.
Deshalb möchte ich aufstehen und meine Stimme erheben. Ich bitte unsere Politiker*innen inständig:
1. Stoppt die Waffenlieferungen!
Waffen werden diesen Krieg nicht beenden und niemanden schützen. Sie verlängern ihn nur. Und je länger der Krieg, desto mehr tote Zivilisten, vergewaltigte Frauen, traumatisierte Kinder.
Bitte machen wir uns nichts vor: Indem wir in einem aktiven Krieg eine der beiden Parteien mit Waffen und Geld versorgen und deren Soldaten trainieren, sind wir längst aktiv in diesen Krieg eingetreten. Das ist ein Spiel mit dem Feuer – wir riskieren dadurch die Ausweitung des Schlachtfelds in unser eigenes Land.
Deshalb: Stoppt die Waffenlieferungen!
2. Friedensgespräche jetzt!
Dieser Krieg kann nicht auf dem Schlachtfeld gewonnen werden.
Selbst falls es einen totalen Sieger und einen totalen Verlierer geben sollte, werden dadurch nur die bitteren Wurzeln für den nächsten Krieg gesät. Eine echte, nachhaltige Lösung kann nur am Verhandlungstisch entstehen!
Wir müssen bedenken: Genau wie jeder Krieg hatte auch dieser eine lange Vorgeschichte, und Russland hatte aus seiner Sicht stichhaltige und sinnvolle Gründe für seinen Kriegseintritt. Diese müssen wir genauso wahrnehmen und berücksichtigen, wie wir dies mit den Anliegen der Ukraine tun.
Deshalb: Friedensgespräche jetzt!
3. Beendet die Sanktionen!
Die Sanktionen schaden unserer eigenen Bevölkerung mehr als Russland. Vor allem unsere sozial Schwachen leiden unter einer massiven Inflation, einer Teuerungswelle und Warenknappheit.
Man muss einfach mal den aktuellen Rubelkurs mit dem aktuellen Euro-Kurs vergleichen, oder das russische und das deutsche BiP, um zu sehen, dass die Sanktionen Russland nur wenig schaden – im Gegenteil, sie sorgen dafür, dass neue starke innerasiatische Bündnisse entstehen. Unsere eigene Bevölkerung jedoch leidet massiv darunter!
Deshalb: Beendet die Sanktionen!
4. Öffnet Nordstream 2!
Eine letzte Röhre ist noch intakt. Wir brauchen in diesem Winter Gas, um nicht zu (er)frieren. Nordstream 2 ist die billigste, schnellste und umweltverträglichste derzeitige Lösung, dagegen sprechen nur ideologische Gründe.
Sehen wir es mal ganz nüchtern: Nordstream 2 „wegen Putin“ nicht zu öffnen, ist Heuchelei. Denn die einzigen Alternativen sind derzeit: 1.) Dreckiges Frackinggas aus den USA, 2.) Gas von frauenunterdrückenden Golfdiktaturen, oder 3.) Gas von Drittstaaten, die dies bei Russland eingekauft haben und nun an uns weiterverkaufen. Ist eines davon irgendwie besser?
Deshalb: Schluss mit der Doppelmoral! Öffnet Nordstream 2!
Dies sind meine Forderungen an die Politik. Aber Frieden fängt in jeder/m Einzelnen von uns an. Deshalb habe ich auch eine Bitte an Sie persönlich:
5. Höre jemandem zu, der/die fundamental anderer Meinung ist als du!
Jeder Mensch hat eine Vorgeschichte und aus seiner Sicht stichhaltige Gründe für seine Meinungen und Einstellungen. Frieden beginnt, wenn wir dem Anderen zuhören und seinen Werdegang verstehen.
Also: Triff dich mit einem Menschen, der diametral anderer Meinung ist als du! „Der AfD-Wähler“, „Der Corona-Leugner“, „Der Putin-Fan“...
Frage ihn einfach, wie er zu seiner Meinung gekommen ist, und höre ihm einfach interessiert zu – ohne zu kommentieren oder richtigzustellen. Keine Sorge, es ist nicht ansteckend! Du wirst danach nicht seiner Meinung sein, und er nicht deiner. Das ist auch nicht Zweck der Übung.
Aber du wirst ein tieferes Verständnis haben, und allein das ist die Basis für gesellschaftlichen Frieden.
An unsere Regierung und jede/n Einzelne/n von uns: Die Waffen nieder! Nie wieder Krieg!